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Internationale Branche für Saatgut diskutiert Biodiversität und unternehmerische soziale Verantwortung

Wie sich Saatgut produzierende Unternehmen durch eine Reduzierung der Folgen des Klimawandels und der Förderung der Biodiversität zukunftssicher aufstellen können, war das Hauptthema der Internationalen Home Garden Conference von Fleuroselect, die am 6. und 7. September in Nordholland in den Niederlanden stattfand. Rund 75 Fachleute aus neun Ländern kamen zusammen, um Ihre Auffassungen aus wirtschaftlicher Sicht zu teilen und Inspiration zu finden. Die Home Garden Conference bietet eine ausgewogene Mischung aus themenbezogenen Präsentationen und Betriebsbesuchen und hat sich im jährlichen Veranstaltungskalender zu einem wichtigen Event für die internationale Saatgut-Branche entwickelt.

 

 

 

 

 

 

 

 

Bilder herunterladen: Simon Crawford, Pierre Byache-Kersemaecker, Annemarie Kruize, Hubert Keller, Visit Econ Seeds 1, Visit Econ Seeds 2, Visit Econ Seeds 3, Visit PanAm, Trial Field PanAm 2, Trial Field PanAm 3, Martin de la Harpe, Norma Wouters-Snell, Elise Wieringa, Rob Baan

 

 

Vielfalt fördern

Der erste Tag der Konferenz stand ganz im Zeichen der Biodiversität. Pierre Byache-Kersemaecker, Inhaber von Graines Lecouf Mailliet, gab einen umfassenden Überblick über die neuesten Entwicklungen in der Züchtung und die Verwendungsmöglichkeiten von Salvia. 
Die Züchtung neuer Sorten vegetativ vermehrter Staudensalvien nimmt zu, wobei der Verkaufsschwerpunkt sich vom Frühjahr auf den Sommer verlagert hat. Im Hinblick auf ihre Verwendung, werden einjährige Salvia immer noch zur Anlage farbenfroher Teppichbeeten, auch Schmuckbeete genannt, oder für Monopflanzungen eingesetzt. Sie werden jedoch zunehmend auch mit mehrjährigen Pflanzen, Dahlien und Blumenzwiebeln kombiniert, während Staudensalvien in der Landschaftsgestaltung in Kombination mit Gräsern oder in Trockengärten an Beliebtheit gewinnen. 
Annemarie Kruize von De Bolster erläuterte, wie die Kooperative im Bereich der ökologischen Züchtung auf eine nachhaltige Lebensmittel- und Blumenproduktion setzt, indem sie bei der Selektion neuer Sorten die „natürliche Widerstandsfähigkeit“ als Hauptkriterium berücksichtigt. An professionelle Gartenbaubetriebe wird loses Saatgut verkauft, an Hobbygärtner bunte Samentüten. Patente auf Saatgut sind eine Herausforderung bei der Entwicklung neuer Sorten, daher plädierte Annemarie Kruize dafür, eine breite Genetikpalette zu erhalten, um unterschiedliche Klimazonen und die vielfältigen Bedürfnisse weltweit berücksichtigen zu können. 

Das Programm wurde mit zwei Unternehmenspräsentationen von Philipp Klein Samen und Econ Seeds fortgesetzt. Geschäftsführerin Teresa Hessel gab einen Überblick über den Betrieb von Philip Klein Samen, einem deutschen Familienunternehmen in 6. Generation und Eigentümer der bekannten Samentüten-Marken Frankonia und Samen Pfann. Um das internationale professionelle Netzwerk auszubauen, hat das Managementteam kürzlich beschlossen Fleuroselect beizutreten. Hubert Keller, General Manager von Econ Seeds, stellte vor, wie das Unternehmen Diversität in sämtlichen Aspekten fördert und sich das Bewahren der Natur und der genetischen Vielfalt zum Ziel gesetzt hat. Ein internationales Team mit Sitz in den Niederlanden und in Frankreich arbeitet an einer breiteren Produktpalette der Blumenmischungen und der Einzelsorten samenfester (OP) Blumen, sowie an der zuverlässigen Saatgutproduktion für bunte Samentüten, die Topf- und Beetpflanzenkultur sowie für den Einsatz in der Landschaftsgestaltung. Hubert Keller forderte die Gruppe auf, sich den aktuellen Herausforderungen wie der Wasserverfügbarkeit, dem Klimawandel und dem Erhalt der Biodiversität zu stellen und diese in Chancen umzuwandeln, die die Branche zu ihrem Vorteil und in der Kundenkommunikation nutzen kann. 

 

 

Beeindruckendes Blumenfeld und reichlich Sonnenschein 

Der sonnige Nachmittag war einem Besuch bei Econ Seeds in Hoogkarspel gewidmet, wo die Gruppe einer geführten Tour durch das brandneue Saatgutlager und die Verpackungsanlagen folgen konnte, im Anschluss stand noch Zeit für einen individuellen Rundgang über das wirklich beeindruckende Probefeld mit tausenden Pflanzen zur Verfügung.

Die Reise wurde mit einem Besuch eines der Versuchsfelder von PanAmerican Seed in Hem fortgesetzt, wo die Gruppe vom Geschäftsführer Niederlande / Züchtungsleiter Europa, Ruud Brinkkemper, begrüßt wurde. Leon Vrijland, leitender Mitarbeiter im Bereich Pflanzenkulturen bei PanAmerican Seed und Fleuroselect-Jurymitglied, stellt fachkundig die aktuellen Fleuroselect-Trials für einjährige Pflanzen vor, bei dem die neue Züchtungserfolge der Mitglieder mit bereits auf dem Markt vorhandenen Sorten verglichen werden. Am Ende der Saison werden die Sorten, die bedeutend besser abschneiden als die Vergleichssorten, mit einer Goldmedaille ausgezeichnet oder ihnen wird ein anerkannter Neuheitenschutz (Approved Novelty) gewährt. Außerdem wurde ein Versuch mit der gegen Falschen Mehltau resistenten Impatiens Beacon und einer Auswahl aus dem Sortiment von PanAmerican für den Hausgarten präsentiert.

 

 

Wie die Branche für Saatgut zukunftssicher werden kann

Am zweiten Tag der Konferenz stand die unternehmerische Sozialverantwortung (CSR) im Mittelpunkt. Martin de la Harpe, unabhängiger Nachhaltigkeitsexperte, zeigte, welche Vorschriften zum Schutz der Arbeitskräfte bestehen, wie das Pariser Abkommen den Planeten vor dem Klimawandel schützen soll und wie Unternehmen dazu beitragen müssen, indem Sie die Verringerung des CO2-Fußabdrucks in die Unternehmensstrategie aufnehmen. Norma Wouters-Snell, Vertreterin der Niederlande bei Amfori, forderte die Anwesenden dazu auf, eine Karte der Lieferkette zu erstellen, auf der die Herkunft aller Waren und Dienstleistungen ermittelt wurde, um potenzielle Probleme zu identifizieren, negative Auswirkungen zu verbessern und mit den Kunden kommunizieren zu können. Elise Wieringa, Nachhaltigkeitsmanagerin bei Royal Lemkes, lud alle Teilnehmer dazu ein, zur Reduzierung des Klimawandels beizutragen, indem sie den CO2-Fußabdruck berechnen/reduzieren und die Lieferkette transparent machen. Zukünftige neue Sorten müssen Krankheitsresistenzen aufweisen, ohne Pestizide kultiviert werden und in einem torffreien Substrat wachsen können, um es ins Geschäft zu schaffen. Da der Einzelhandel und die Konsumenten auf die tatsächlichen Kosten einer umweltfreundlichen Pflanzenzüchtung und Produktion aufmerksam gemacht werden müssen, ist es Aufgabe der Züchter, zusätzlich entstehende Kosten zu messen und zu berechnen.

Die Konferenz wurde mit einem beeindruckenden Vortrag von Keynote-Speaker Rob Baan abgeschlossen, in dem er die Teilnehmer dazu ermutigte, ihre Denkweise in Bezug auf Lebensmittel zu ändern. Lebensmittel sind entscheidend für die Gesundheit, und die Gartenbauindustrie sollte diesbezüglich eine Schlüsselrolle übernehmen. Um gesund zu bleiben, sollten die Menschen auf stark verarbeitete Lebensmittel verzichten und wie in der Vergangenheit, ihre Ernährung ganz traditionell auf 80 % pflanzliche Kost und 20 % Fleisch umstellen. Da Kinder wieder lernen müssen, wie Gemüse angebaut wird, ermutigte Rob Baan alle Unternehmen, sich an Schulgartenprojekten zu beteiligen. 

 

Home Garden Conference 2024 findet in der Tschechischen Republik statt

Die Konferenz endete mit der Ankündigung, dass die Home Garden Conference 2024 von SEMO ausgerichtet und Anfang September in der Tschechischen Republik stattfinden wird.